Ode an die Freunde
Es sind die Menschen, mit denen wir stundenlang telefonieren können und das geht schon seit Jahrzehnten so … Selbst ein Umzug macht mit ihnen Spaß, sie sind unglaublich talentiert darin, wirklich alles schöner zu machen. Wir schenken einander gerne und mit vollem Herzen das Wichtigste, was wir im Leben haben, unsere Zeit. Sie verstehen, was uns beschäftigt und bewegt, in unsere Köpfe und Herzen haben sie immer freien Zutritt. Wir teilen die glücklichen Momente und Zumutungen des Lebens mit ihnen: Unsere Freundinnen und Freunde.
Freundschaftliche Fakten
Neben der Familie sind Freundschaften das Wichtigste im Leben der Deutschen. Durchschnittlich haben wir laut einer Umfrage des SINUS-Instituts und YouGov 3,7 enge Freunde, über 66 Prozent haben einen besten Freund oder eine beste Freundin. Was wahre Freundschaft für die Befragten bedeutet? Füreinander da zu sein, antworten 70 Prozent und für 71 Prozent ist Ehrlichkeit unabdingbare Grundlage. Und was ist mit gemeinsamen Werten und Überzeugungen? Das halten interessanterweise nur 41 Prozent für eine Voraussetzung, um eine gute Freundschaft zu führen. Offenbar können wir Freundinnen und Freunden gegenüber toleranter sein oder nehmen gerade dann eine andere Meinung offener auf.
Ab wann ist man eigentlich befreundet? Nach den Studien von Jeffrey Hall sind es 40 bis 60 Stunden in den sechs Wochen nach dem ersten Treffen, bis aus einer neuen Bekanntschaft eine lockere Freundschaft wird. Eine gute oder beste Freundschaft entwickelt sich nach 120 bis 160 gemeinsamen Stunden, innerhalb der ersten drei Wochen.
Wie Freundschaften wachsen
Die ersten Freundschaften schließen wir bereits in einem Alter ab drei Jahren. Schon im Kindergarten wissen wir intuitiv, wie wichtig Freunde für uns sind und suchen uns unsere Lieblingsspielkameraden aus. Da Kleinkinder noch sehr auf sich selbst bezogen und noch nicht in der Lage sind, eigene Bedürfnisse zurückzustellen, kann es passieren, dass zwei nur einmal einen Nachmittag „befreundet“ sind. Häufig sind Freundschaften in der Kindheit Zweckbündnisse, um beispielsweise einen Spielpartner zu haben. Je älter wir werden, umso wichtiger wird das Gespräch für uns – und damit vertiefen sich auch die Freundschaften. Spätestens in der Pubertät spielt besonders bei Mädchen die beste Freundin eine zentrale Rolle. Sie erfährt alle Geheimnisse und ist für das Verstehen der Welt und die persönliche Entwicklung von größter Bedeutung. Jungen haben in der Regel auch einen guten Freund, doch wenn er nicht erreichbar ist, haben sie oftmals auch kein Problem damit, sich mit anderen zu treffen. Wie Psychologen herausgefunden haben, verändern sich diese Unterschiede auch im Erwachsenenalter nicht, Männer und Frauen führen Freundschaften anders. In einer Studie mit insgesamt mehr als 8800 Probanden zeigte sich, dass Frauen mehr Wert auf Vertrauen, Loyalität, Selbstöffnung und Zusammengehörigkeit legen als Männer. Männer haben oft einen einzigen engen Freund und daneben eher Bekanntschaften. Für Frauen spielen gute Freundinnen eine wichtige Rolle, sie sprechen über Schwächen und Ängste, sie solidarisieren sich und sind schneller bereit, sich zu öffnen. In vielen Männerfreundschaften stehen sachliche Themen wie Berufliches im Vordergrund, Persönliches behalten sie zum Teil lieber für sich und besprechen dies eher mit der Partnerin.
Freundschaft heute
Die Bedeutung von Freundschaft ist gewachsen. In unserer Zeit wechseln Partnerschaften und Job häufiger, eine eigene Familie ist nicht mehr selbstverständlich. Üblicherweise treten Freunde in der Phase der Familiengründung etwas in den Hintergrund, doch wenn es dazu nicht kommt, werden Freundschaften umso intensiver gepflegt. Bei etwa zehn Prozent der 18- bis 55-jährigen der Deutschen stehen Freundschaften im Zentrum des Lebens, hier ist das Verantwortungsgefühl gegenüber den Freunden besonders stark, man fühlt sich einander verpflichtet.
Freundschaften machen glücklicher – und gesünder
Gute soziale Beziehungen machen nicht nur zufriedener, sondern auch körperlich gesünder und steigern die Lebenserwartung. Eine Studie der Brigham Young University in Utah mit mehr als 300.000 Personen dokumentierte den Gesundheitszustand über acht Jahre und kam zu dem Ergebnis: Fehlende soziale Bindungen hatten eine ebenso schädliche Wirkung wie der tägliche Konsum von 15 Zigaretten. Freundschaften stärken das Immunsystem, verbessern die Wundheilung, senken das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depression. Sie mildern akuten Stress und dauerhafte Belastungen. In Experimenten schätzen Menschen die Steigung eines Hügels geringer ein, wenn ein Freund neben ihnen steht! Je intensiver die Freundschaft ist, desto stärker ist der Effekt. Wissenschaftler konnten messen, dass Menschen in Begleitung von Freunden bei Prüfungssituationen weniger Stresshormone ausschütten. Offensichtlich schenken Freunde einen anderen Blick auf das Leben, mit ihnen an der Seite verlieren Probleme an Bedrohlichkeit. Das Gefühl, nicht allein auf der Welt zu sein, hilft aber nicht nur in schweren Zeiten dabei, den Alltag zu bewältigen.
Freundschaften brauchen Pflege
Rituale sind für Freundschaften wichtig, zum Beispiel regelmäßige Telefonate oder Treffen. In manchen Phasen des Lebens ist es aber nicht mehr ganz so leicht, Freundschaften zu pflegen, ob wegen eines Umzugs in eine andere Stadt, in Phasen beruflicher Belastung, bei Krankheit oder wenn Kinder geboren werden. Manchmal ändern sich Lebenswandel oder Lebensziele, auch das kann eine Freundschaft beeinflussen. Eine klare Aussprache ist dann für beide hilfreich und wichtig. Genauso freuen wir uns alle, wenn man sich für die tolle Freundschaft auch mal bedankt!
Gut gestellt auch mit sich selbst
Dem eigenen Körper sollte man auch immer freundschaftlich gegenüberstehen. Dazu gehört es, sich täglich um das eigene Wohl zu kümmern. Mit kleinen Freuden, kurzen Entspannungsmomenten, und einer gesunden Lebenseinstellung.